Sonntag, 10. Januar 2010

Passagen in der Stuttgarter Innenstadt, Teil 3 von 3



Der zweite Teil des kleinen Spaziergangs durch die Passagen der Stuttgarter Innenstadt hat bei der Marienstraße geendet. Nun heißt es, zur Calwer Passage zu kommen.

Hierzu biegt man von der Marienstraße nach links in die Sophienstraße ab und geht am Ende der Sophienstraße in das große Fußgängergeschoss beim S- und U-Bahnhof Rotebühlplatz (Stadtmitte). Das Fußgängergeschoss verlässt man auf der anderen Seite wieder in Richtung Calwer Straße. 

Unmittelbar beim Ausgang aus dem Fußgängergeschoss beginnt die Calwer Passage. Diese Passage wurde in den Jahren 1974 bis 1978 zusammen mit dem Gebäude entlang der Theodor-Heuss-Straße und zusammen mit der Renovierung der historischen Häuserzeile in der Calwer Straße erbaut. Diese Passage strahlt nach wie vor eine gewisse Eleganz aus. Sie kommt von allen Passagen dem historischen Vorbild der Passagen am nächsten. Trotzdem gibt es auch und gerade hier Klagen der Einzelhändler über mangelnde Passantenfrequenz. Die Ursache dafür ist dieselbe wie auch bei den anderen Passagen: die Fußgänger müssen nicht zwangsläufig durch die Passage gehen, es stehen vielfach schnellere Alternativwege zur Verfügung.


In der Calwer Passage
Zugang vom Rotebühlplatz zur Calwer Passage
Zugang von der Calwer Straße zur Calwer Passage

Man verlässt die Calwer Passage bei der Calwer Straße. Nun heißt es wieder zum Ausgangspunkt des Spaziergangs, dem Gebiet beim Hauptbahnhof zurückzukommen. Dort gilt es noch, die Klett-Passage zu besichtigen. Man geht die Calwer Straße bis zu ihrem Ende in Richtung Nordost. Am Ende der Calwer Straße wendet man sich im Fußgängerzonenbereich nach links wenige Meter bis zur stark befahrenen Theodor-Heuss-Straße. Man biegt nach rechts in die Theodor-Heuss-Straße ab und geht nun immer geradeaus auf den ganz hinten schon sichtbaren Hauptbahnhof zu. Immer geradeausgehend kommt man in die Lautenschlagerstraße. An deren Ende ist einer der vielen Abgänge zur Klett-Passage.
Zugang vom Mittleren Sclossgarten zur Klett-Passage

Die Klett-Passage beim Hauptbahnhof ist im Gegensatz zu den bisher besuchten Passagen eine unterirdische Passage. Sie wurde im Jahr 1976 eröffnet zusammen mit einem viergleisigen U-Bahnhof darunter. Noch eine Ebene tiefer befindet sich der S-Bahnhof. Die Klett-Passage ist in gewisser Weise ein Abfallprodukt des U-Bahnhofs. Vorbild war das Shop-Ville in Zürich, das unter ähnlichen Bedinungen bereits einige Jahre zuvor entstanden ist.

Die Klett-Passage weist eine hohe Fußgängerfrequenz auf, denn viele Tausend bzw. über Hunderttausend Menschen pro Tag müssen auf ihrem Weg zum Hauptbahnhof, zur S-Bahn, zur Stadtbahn oder in die Innenstadt durch die Klett-Passage gehen. Alternative Wege gibt es nicht. Die Klett-Passage ist nach Arnulf Klett benannt, dem ersten Oberbürgermeister von Stuttgart nach dem Zweiten Weltkrieg. Zwischen dem Zweiten Weltkrieg und heute hat Stuttgart erst drei Oberbürgermeister gehabt (einschließlich des gerade amtierenden Oberbürgermeisters). Hier herrscht also eine viel größere Kontinuität als zum Beispiel bei den Bundes- oder Landesregierungen. 

In der Klett-Passage
In der Klett-Passage ist der kleine Passagenspaziergang durch Stuttgart`s Innenstadt beendet. Am Anfang des Spaziergangs habe ich versprochen, jetzt noch ein Gesamturteil über die Passagen abzugeben. Die Gesamtbewertung der Passagen lautet: durchschnittlich.

Das wars dann auch schon.... halt: Hat Stuttgart nicht den Anspruch, zu den Top-Metropolregionen Europas zu gehören? Ist man nicht bei jedem der zahlreichen deutschlandweiten oder europaweiten Städterankings fast schon beleidigt, wenn Stuttgart einmal nicht unter den ersten fünf Plätzen auftaucht?

Von daher würde man eigentlich von den Passagen im Herz der Stadt etwas mehr erwarten. Die etwas schmuddelige Theaterpassage mag man noch mit den hektischen Wiederaufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg entschuldigen. Aber bei den Eberhard-Passagen reibt man sich bereits verwundert die Augen: Heute bezeichnet ein Stadtplaner von Stuttgart diese Passage als Fehlplanung. Hat man das nicht bereits vor 10 Jahren gewusst, als die Passage gebaut worden ist? Ist die Halbwertszeit der heutigen Gebäude bereits bei 10 Jahren angelangt? Gebäude, die vor 100 Jahren gebaut worden sind und die heute noch stehen, strahlen dagegen eine fast zeitlose Schönheit aus.

Was ist eigentlich mit den Stadtplanern, den Architekten und den Bauherren in Stuttgart los? Gelingt es heute nicht mehr, einfach schöne Gebäude zu schaffen, die man nicht nach 10 bis 20 Jahren bereits wieder abreisen will? Wo ist in Stuttgart die Passage, die dem Mailänder Vorbild nahe kommt und durch die die Menschen zu Tausenden freiwillig strömen? Vielleicht gelingt es der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat einmal, hier einen Weg in die Zukunft aufzuzeigen.


Hier gibt es eine Übersicht über den Stadtbezirk Stuttgart-Mitte. Von dort sind alle Artikel in diesem Blog, die sich mit dem Stadtbezirk Stuttgart-Mitte befassen, verlinkt.

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