Der heutige Stadtspaziergang findet im Norden des Stuttgarter Talkessels statt, beim Kriegsbergtunnel der Gäubahn. Bei einem Spaziergang vom Ost- zum Westportal des Kriegsbergtunnels lernt man nicht nur vielfach kaum bekannte Gebiete im Stuttgarter Talkessel kennen. Dies ist auch eine Gelegenheit, sich ein paar Gedanken über die Gäubahn zu machen, eines der Sorgenkinder des Eisenbahnverkehrs in Baden-Württemberg und Zeugnis einer teilweise verfehlten Verkehrspolitik.
Steht man an der Trasse der Gäubahn, muss man mitunter lange warten, bis ein Zug vorbeikommt. Alle zwei Stunden fahren Intercity-Züge zwischen Stuttgart und Zürich. Dann gibt es noch einen Stundentakt mit Regionalexpresszügen, die teilweise bis Singen, teilweise bis Rottweil / Freudenstadt fahren. Zwischen der potenziellen Verkehrsbedeutung der Gäubahn und ihrer augenblicklichen tatsächlichen Verkehrsfunktion liegen Welten.
Dabei zeigt die stark befahrene und teuer trassierte Autobahn A 81 ("Bodenseeautobahn"), die großteils parallel zur Gäubahn verläuft, dass von Stuttgart in Richtung Südwesten durchaus eine enorme Verkehrsnachfrage vorhanden ist. Und tatsächlich könnte die Gäubahn vielfältige und wichtige Verkehrsaufgaben übernehmen: sie sollte die Region Stuttgart an den gesamten Südwesten Baden-Württembergs anschließen, den Bodensee anbinden, den südlichen, mittleren und nördlichen Schwarzwald, Freiburg, aber auch internationale Verbindungen in die Zentral- und Ostschweiz (Zürich - Gotthard, St. Gallen, Basel).
Lange Fahrzeiten und eine latente Unpünktlichkeit sowie ein ungenügendes Angebot führen jedoch dazu, dass die Gäubahn heute nur einen kleinen Teil der potenziellen Fahrgäste transportiert. In Stufen vorgenommene Ausbaumaßnahmen bei der Strecke, den Bahnhöfen, beim Betrieb und bei den Anschlüssen in die gesamte Region lassen auf sich warten. Sie wären dringend erforderlich. Der durchgehende zweigleisige Ausbau, die Neutrassierung entlang einiger besonders enger Kurven und der Bypass von Singen / Hohentwiel hätten ebenso bereits seit längerer Zeit in Angriff genommen werden müssen wie ein integraler Taktfahrplan mit zuverlässigen Anschlüssen zu den Tourismusschwerpunkten im Schwarzwald und am Bodensee.
Tatsächlich herrscht Stillstand bei der Gäubahn, bzw. die Ausbauten erfolgen so langsam, dass der oben genannte Ausbauzustand noch mindestens 50 Jahre auf sich warten lassen wird. Im Rahmen des unsäglichen Prestigeprojekts Stuttgart 21 werden sich für die Gäubahn weitere Verschlechterungen ergeben. Es wird zusätzliche eingleisige Streckenabschnitte im Bereich der Rohrer Kurve und des Flughafens geben, es wird zusätzliche Konflikte bei den Fahrtrassen mit der S-Bahn geben und die Fahrzeit zum Stuttgarter Hauptbahnhof wird sich weiter verlängern (allerdings würde man den Stuttgarter Flughafen mit der Gäubahn erreichen können - und alle Einwohner des Südwestens von Baden-Württemberg wollen ganz dringend dort hin.....).
Von daher ist der heutige Spaziergang ein wenig traurig. Es ist nicht klar, wie es mit dieser Bahnstrecke weitergehen wird. Startpunkt des Spaziergangs ist bei der Stadtbahnhaltestelle Türlenstraße (U5, U6, U7, U15). Man steigt hinauf zur Oberfläche und geht die Türlenstraße hinauf, bis man auf die Brücke der Gäubahn stößt. Vorher bereits sollte man die Türlenstraße überqueren, falls man nicht bereits auf der in Gehrichtung linken Straßenseite ist. Unter der Gäubahnbrücke ist das Überqueren der Straße wegen einer engen Kurve unübersichtlich und gefährlich.
Unmittelbar hinter der Gäubahnbrücke zweigt nach links die Mönchhaldenstraße ab, die zunächst nur ein Fahrweg ist. Ihr folgt man solange, bis man über dem Ostportal des Kriegsbergtunnels steht. Nun kommt der anstrengendste Teil des Spaziergangs, der Anstieg über eine namenlose Treppe hinauf zum Kriegsberg. Die Treppe beginnt unmittelbar über dem Ostportal des Kriegsbergtunnels und mündet in die Schoderstraße. Die Schoderstraße führt zur Birkenwaldstraße, die man mit Hilfe der Fußgänger-Signalanlage überquert. Die Birkenwaldstraße führt nach rechts zur Helfferichstraße. Der Helfferichstraße folgt man nach links bis zu ihrem Ende bei einer Aussichtsplattform.
Man steigt nun auf einem Weg und auf Treppen durch die kleine Grünanlage unterhalb der Aussichtsplattform ab bis zur querenden Eduard-Pfeiffer-Straße. Ihr folgt man nach rechts solange, bis nach rechts eine kleine namenlose, als Sackgasse ausgebildete Straße abzweigt, die bei einer Brücke der Gäubahn endet. Unter der Brücke hindurch und dann nach links ansteigend erreicht man einen schönen Platz an der Straße "Ehrenhalde" einige Meter westlich des Kriegsbergtunnels mit Sicht auf die Bahnstrecke.
Nun gilt es noch, die nächstgelegene Bushaltestelle mit Namen Ehrenhalde (Buslinie 43) zu erreichen. Hierzu folgt man der Straße Ehrenhalde parallel zur Gäubahn und biegt dann nach rechts in die Azenbergstraße ab. Die Azenbergstraße mündet in die Straße "Lenzhalde". Dort befindet sich die Bushaltestelle. Die Länge des Spaziergangs von Haltestelle zu Haltestelle ist 2,2 Kilometer, der Höhenunterschied ist ca. 100 Meter.
Hier gibt es eine Übersicht über den Stadtbezirk Stuttgart-Nord. Von dort sind alle Artikel in diesem Blog, die sich mit dem Stadtbezirk Stuttgart-Nord befassen, verlinkt.
Ein Regionalexpress in Richtung Stuttgart Hauptbahnhof verlässt gerade den Kriegsbergtunnel, gesehen von der Mönchhaldenstraße. |
Ein vom Stuttgarter Hauptbahnhof kommender Regionalexpress verlässt gerade den Kriegsbergtunnel. |
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