Das Europaviertel zwischen dem Stuttgarter Hauptbahnhof und der Heilbronner Straße ist zur Zeit eines der größten städtebaulichen Entwicklungsgebiete in Stuttgart.
Das Gebiet war schon zweimal Thema in diesem Blog. Im Post vom 03.04.2010 gab es schon einmal einen Spaziergang durch das Europaviertel und im Post vom 28.10.2011 war die Aussicht vom Dach der neuen Stadtbibiothek an der Reihe.
Der Begriff Europaviertel leitet sich daraus ab, dass die Straßen und Plätze dieses Viertels nach großen europäischen Städten benannt sind bzw. noch werden. Mit dem Begriff Europaviertel verbindet sich jedoch auch eine gewisse Erwartungshaltung an städtebauliche Qualität. Und diese Erwartungshaltung - das haben wir schon in den beiden früheren Posts gesehen - kann das Gebiet wohl nur sehr eingeschränkt erfüllen. Jetzt wird es trotzdem Zeit für einen neuen Spaziergang, bei dem man die in den letzten anderthalb Jahren erfolgten Veränderungen begutachten kann.
Beim Nordausgang des Stuttgarter Hauptbahnhofs befindet sich der wohl berühmteste Bauzaun Deutschlands. |
Die Reaktion vieler Politiker auf die am Bauzaun veröffentlichten Meinungen und Anklagen war, dass man das Volk doch besser "mitnehmen" und informieren müsse. Auf die Idee, dass diese deutschlandweit einmalige Volksempörung darauf zurückgeht, dass es sich bei Stuttgart 21 um das schlechteste Verkehrsprojekt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland handelt, kam kaum ein Politiker. Solche Gedanken und Schlussfolgerungen scheinen auch im aufgeklärten 21. Jahrhundert bei vielen Politiker immer noch ein Tabu zu sein.
Auf dem seit dem Abriss des Nordflügels brachliegenden Gelände hat die Bahn ein großes Transparent aufstellen lassen, das für den Stuttgart 21 - Bahnhof werben soll.
Werbetransparent der Bahn hinter dem Bauzaun am ehemaligen Nordflügel des Hauptbahnhofs |
Wir wenden uns mit Grausen und gehen durch die beiden öffentlichen Innenhöfe des Gebäudes der LBBW (Karoline-Kaulla-Passage) zum Pariser Platz. Dort ist inzwischen das Gebäude der Pariser Höfe fast im Rohbau fertig.
Die "Pariser Höfe" werden den Pariser Platz im Nordosten begrenzen. |
Gleich neben den Pariser Höfen ist noch in der Woche vor Weihnachten der Spatenstich für ein weiteres Gebäude, die Sparkassenakademie. Ein Bauschild zeigt bereits das zukünftige Gebäude.
Bauschild beim zukünftigen Gebäude der Sparkassenakademie im Europaviertel |
Das ist aber erneut eine Enttäuschung. Augenscheinlich sind die Pariser Höfe eine qualitative Ausnahme im Europaviertel. Dieses geplante Gebäude der Sparkassenakademie kommt sowas von bieder daher. Das passt vielleicht irgendwo auf die grüne Wiese oder in ein Gewerbegebiet. Wenn so die Zukunft der Stuttgarter Innenstadt aussieht, sollten wir vielleicht doch nach Paris auswandern.
Über die Ende Oktober 2011 neu eröffnete Moskauer Straße geht es nun zur neuen Stadtbibliothek.
Der Gebäudewürfel der neuen Stadtbibliothek |
Als bei der neuen Stadtbibliothek das Gerüst abmontiert war, konnten es viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter einfach nicht glauben. Das kann es doch nicht gewesen sein! So einen hässlichen Klotz baut man doch nicht in den Talkessel! Kosenamen wie Bücherknast oder Stammheim II machten schnell die Runde. Ein Architekturkritiker klärte uns vor kurzem in der Zeitung auf, dass man früher in bestimmten Kulturkreisen Sargaufbewahrungsstätten so gebaut hätte, wie jetzt die Bibliothek daherkommt.
Von der Moskauer Straße kann man zur Zeit noch die halboffene U-Haltestelle Türlenstraße mit den dort fahrenden Stadtbahnen sehen. Das ist vor allem bei Dunkelheit recht beeindruckend. Allerdings wird dieses Bild bald der Vergangenheit angehören. Denn das gesamte Gelände zwischen Moskauer Straße und Heilbronner Straße wird demnächst zugebaut, so dass sich eine ebene Geländeoberfläche zwischen den beiden Straßen ergibt.
Blick von der Moskauer Straße zur (noch) halboffenen U-Haltestelle Türlenstraße |
Über den provisorischen Fußgängersteg geht man nun zur U-Haltestelle Türlenstraße, wo der Spaziergang endet.
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